(Es gab lange einen Lieblingsanhänger an meinem Klinikschlüsselbund. Ein „N“ für Nele das farbenfroh, lebendig und schillernd aussah, bis es plötzlich zerbrach. Überall lag der Glitzer auf dem Boden, da ist etwas Liebgewonnenes einfach so kaputt gegangen. Rückblickend betrachtet wie ein Abbild von mir: Lebensfroh, bunt und dann kaputt?) Plötzlich bin ich krank und freigestellt. Von einem auf den anderen Tag erstmal raus aus der Arbeit, der Routine, die sonst mein Leben bestimmt. Und das echt lange wie sich herausstellt. Ein komisches Gefühl, denn ich mag meine Arbeit, meine Kollegen, mein Umfeld. Ich arbeite in einem Akutkrankenhaus, habe während den letzten Jahren schon etliche Schicksale mitbekommen, am Patientenbett gesessen, behandelt, zugehört und manchmal einfach erstmal die Hand gehalten. Versucht irgendwie Halt zu geben. Gerade auf der Intensivstation erlebt man täglich, wie kurzlebig alles unverhofft werden kann. Von Krebs bis Schlaganfällen ist alles dabei. Da gleicht kein Tag dem anderen. Niemand möchte krank werden. Niemand plant das. Es passiert einfach. Und dann hofft man, dass da ein Team ist, das einen auffängt und hilft. Die Klinik ist meine zweite Heimat, mehr als ein Arbeitsplatz, ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Hier fühle ich mich wohl, auch wenn das für einige sehr paradox klingen mag. Mir hat es geholfen, dass ich in etwa wusste was mich erwartet, auch wenn einen niemand darauf vorbereiten kann, wie man sich unter einer Chemotherapie tatsächlich fühlt. Bis heute fällt es mir schwer, mich in den vertrauten Räumen zeitintensiv zu bewegen ohne dort mit anpacken zu können, obwohl alles unmittelbar vor den Augen liegt. Selbst Patientin und betroffen zu sein. Den Kittel musste ich wortwörtlich ungewollt an den Nagel hängen & freue mich auf den Tag ihn wieder aufnehmen und anziehen zu dürfen! Der Tag wird kommen und das „N“ wieder schillern!
Von Gebrochenem und dem Neuanfang: Ein Einblick in meine Veränderungen
